Ein Campingplatz wie ein Traum
Wir verlassen die Malá Fatra und fahren weiter in die Niedere Tatra. Wer hier schon einmal war, kennt sicher das Demänover Tal (Demänovská Dolina), das sich vom Kamm der Niederen Tatra nordwärts in das Liptauer Land erstreckt. Bekannt ist das Tal vor allem durch seine Höhlen: Die Freiheitshöhle ist die größte Tropfsteinhöhle der Slowakei und die Eishöhle, die die einzige bekannte ihrer Art in der Slowakei ist. In den letzten Jahrzehnten hat sich hier jedoch das Skizentrum der Slowakei entwickelt. Der Ort Jasna am südlichen Ende des Tales, von dem jede Menge Wanderwege hinauf auf den Kamm gehen, ist der Kulminationspunkt dieser Entwicklung. Die Folge ist, dass hier vermutlich viel mehr Beton verbaut wird als es dem Gebirge gut tun kann. Hotels, immer größere Liftstationen mit immer mehr Kapazität, Andenkenbuden, Schneekanonen, künstliche Seen, die das Wasser für die Schneekanonen liefern sollen prägen das Bild. Und da dieses Bild noch nicht ganz fertig ist, kommen Kräne, Betonmischer, Baugruben, LKWs und Bagger hinzu:
Aber der Reihe nach. Bevor wir das Elend des touristischen Overkills erleben, fahren wir auf einen Campingplatz, der am Eingang des Tales liegt und der uns bereits vor fast 40 Jahren begeistert hat. Wir waren mit dem Trabbi und einem kleinen Zelt auf dem Platz gelandet, der diesen Namen eigentlich nicht verdiente. Denn es war kein Platz, es war ein kleiner grüner Hügel, umgeben von Wald und etwas erhöht über dem Tal liegend. Er bot alles, was man sich unter dem freien Leben vorstellen konnte. Nebenan war ein weiterer Hügel, der über und über bedeckt war von Türkenbundlilien, Orchideen, Steinbrech und sonstigen, für uns botanisch Ahnungslose unbenennbaren Blumen.
Vierzig Jahre sind eine lange Zeit. Alles hat sich verändert, so scheint es. Fast alles. Dieser Campingplatz hat sich jedoch kaum verändert. Sicher, alles ist etwas moderner geworden, aber nicht sehr. Der grüne Hügel existiert noch so, wie wir ihn in Erinnerung hatten. Man kann sich hinstellen, wo es einem gefällt, nur wenige Camper verirren sich hierher, die Preise sind moderat. Nur eines fehlt: Der Blumenhügel ist mittlerweile von einigen neu gebauten Chatas (Hütten) okkupiert und wir können nicht mehr dahin, um zu sehen, ob es die Blumen noch gibt.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Fahrrad in den benachbarten Ort Pavčina Lehota, um uns im dortigen Coop mit ein paar frischen Lebensmitteln zu versorgen. Es gibt nur das Nötigste, aber das ist allemal genug für uns.
Ein Bus bringt uns danach nach Jasna. Auch wenn wir von dem Bild, das der Ort bietet, ziemlich geschockt sind, setzen wir uns auf einen Sessellift, steigen danach in eine Standseilbahn und schließlich in eine Gondel, um zum 2024 m hohen Chopok, dem zweithöchsten Berg der Niederen Tatra zu gelangen.
Eine Wanderung auf dem Kamm der Niederen Tatra lohnt sich. Wir wenden uns erst nach Westen, um die 2004 m hohe Dereše zu besteigen, die den merkwürdigen Superlativ „Niedrigster Zweitausender in der Niederen Tatra“ trägt. Was wäre, wenn wir die Höhe noch in Füßen, Spannen, Daumenbreiten oder ähnlichen Maßeinheiten messen würden? Verlöre dann der seines Superlativs beraubte Gipfel seine Bedeutung? Man weiß es nicht.
Zurück von der Dereše bildet der östlich der Seilstation gelegene Chopok den Abschluss unserer Kammwanderung. Auf dem Campingplatz warten noch zwei Highlights auf uns.
Zum Ersten eine frische Forelle aus der Demänovka mit Piroggen:
Und zum Zweiten: