
Über Vor- und andere Sätze
Vorsätze – zumal gute – sind schnell gefasst. Sie entspringen dem guten Willen und ihre Umsetzung sieht ganz einfach aus. Um Sätze muss man dagegen manchmal ringen. Sie haben dann auch noch die fiese Eigenschaft, beim Ringen zu entschwinden. Sie verflüchtigen sich in ein merkwürdiges Nirwana aus dem es kein Zurück zu geben scheint.
Warum lasse ich mich über diese beiden linguistischen Brüder aus? Weil es mir in jüngster Vergangenheit gerade so ergangen ist. Auf unserer Reise in die südliche Steiermark hatte ich den Vorsatz gefasst, möglichst live zu berichten. Das hat, wie die Leserin oder der Leser sicher gemerkt hat, ganz gut geklappt – zwei mal! An der dritten und letzten Station, Gleinstätten, kam dann das Ringen. Los ging es damit, dass wir uns die Bäuche übermäßig mit einem Backhendl vollgeschlagen hatten. Danach ging buchstäblich nichts mehr. Der volle Bauch führte direkt zu der prokrastinativen Entscheidung, einen neuen guten Vorsatz zu fassen und gleich nach der Ankunft zu Hause den ursprünglichen Vorsatz sofort umzusetzen und den ausgelassenen Bericht nachzuliefern.
Doch kaum zuhause angekommen, musste erst mal der Alltag bewältigt werden: Emma musste geräumt und geputzt werden, unsere Küche musste neu gestrichen werden, der Haushalt musste auf Normalbetrieb umgestellt werden, … Nach kurzer Zeit war die Südsteiermark weiter weg als Australien.
Um die Sache abzuschließen nur noch die Bemerkung, dass diese letzte Station kein wirkliches Highlight war. Ein Tag Regenwetter machte es uns dann recht leicht, den Kurzurlaub zu beenden.
Neues Spiel, neues Glück, und wieder kommt ein Vorsatz ins Spiel. Diesmal ein Vorsatz, den wir vor knapp einem Jahr gefasst haben, am Ende unserer Fahrt in die Schwäbische Alb im Juli 2021. Diesen Vorsatz wollen wir nun umsetzen. Eine neue Runde durch die Alb soll uns einen weiteren Bruchteil dieser schönen Gegend erschließen.
Die erste Station ist ein Dörfchen namens Datthausen. Hier gibt es einen Bauernhof, der maximal drei Wohnmobilen einen wunderschönen Stellplatz bietet. Kaum rollen wir auf den Hof, begrüßen uns zwei kleine Mädchen von etwa zwölf und sieben Jahren und weisen uns höchst professionell ein. Sie zeigen uns den Stromanschluss und die Wasserstelle, erklären uns, wie wir in das WLAN des Hofes kommen und wo wir in der Umgebung Essen gehen und einen Bäcker finden können.
Der Besitzer des Hofes ist ein engagierter junger Bauer, der uns Tipps für Fahrradtouren und Sehenswürdigkeiten gibt.
Dieses Kleinod gilt noch als Geheimtipp, jedoch hat es Eingang gefunden in diverse Camping-Apps, so dass der Geheimtipp-Status wohl nicht mehr lange bestehen bleiben wird.
Am Ankunftstag machen wir ein kleine Wanderung in das nahe gelegene Zwiefaltendorf mit einem bemerkenswerten Schlösschen, welches jedoch geschlossen ist.
Wir wachen am nächsten Morgen bei Sonnenschein auf und beschließen, die Fahrräder aus Emmas Garage zu holen und den Donauradweg entlang zu radeln. In der durchaus begründeten Annahme, dass die Donau im Wesentlichen immer bergab fließt, wobei sie jedoch ein kaum wahrnehmbares Gefälle aufweist, treten wir in die Pedale. Nach kurzer Strecke müssen wir festzustellen, dass der an diesem Fluss entlangführende Radweg munter bergauf und bergab führt und mit unseren muskelbetriebenen Fahrrädern eine ziemliche Herausforderung darstellt. So kommen wir nur bis nach Rechtenstein, einem hübschen Ort zu Füßen der Burgruine Rechtenstein.